In einem vorigen Artikel hier hatte ich überschlagen, wie viele Ladesäulen Deutschland braucht. Die Facebook-Diskussion ging weiter, und es entstand eine Abschätzung darüber, wie sich die Auslastung von Ladesäulen von der Auslastung von Tankstellen unterscheidet. (Auch hier: Quellenangaben folgen)

Naiv gerechnete Auslastung: Verbrenner und E-Autos

Der erste Wurf geht schnell: Für Verbrennungsmotoren bedeuten 611 Milliarden gefahrene Kilometer etwa 87 Mrd Liter Sprit (bei 7l/100km), wenn einmal volltanken (60l) 5 Minuten dauert 7,3 Mrd Minuten, das entspricht ca. 13800 Zapfsäulen 24/7, oder – bei geschätzt 100.000 Zapfsäulen – eine Auslastung der Zapfsäulen von ca. 14% – eine durchschnittliche Zapfsäule steht also 86% der Zeit leer.

Zur Erinnerung: Für E-Autos hatten wir errechnet dass wir etwa eine Million (öffentliche) Ladesäulen brauchen, wenn die Auslastung 1/3 (33%) beträgt.

Die dazu verwendeten Annahmen waren:

  • die Hälfte der Ladeleistung wird „irgendwie privat“ erbracht
  • die öffentlichen Ladepunkte sind 33% der Zeit belegt / steht 66,7% der Zeit leer.

Wir haben jetzt also (wenn wir Verbrenner-Autos 1:1 durch E-Autos ersetzen):

  • Für E-Autos einen Bedarf an ca. 1 Mio. Ladesäulen bei einer Auslastung von 33% (und die Hälfte der Ladeleistung wird irgendwie privat erbracht)
  • Für V-Autos einen Bestand von ca. 100.000 Zapfsäulen bei einer Auslastung von 14%.

Wie wirkt diese Auslastung im Alltag?

Das bedeutet für V-Autos: In 86% der Fälle ist eine angefahrene Zapfsäule frei. Falls nicht beträgt die Wartezeit bis die Zapfsäule frei ist im Durchschnitt 2,5 Minuten. Also: In den bei weitem überwiegenden Fällen ist der Tankvorgang einschließlich Bezahlen in 15 Minuten abgeschlossen, auch wenn noch ein Fahrzeug „vor uns“ ist.

Für E-Autos: In 66% der Fälle ist der bevorzugte Ladepunkt frei. Andernfalls beträgt die Wartezeit im Durchschnitt zwei Stunden, das bedeutet dass ein anderer Ladepunkt angefahren werden muss. Durch die lange Dauer des Ladevorgangs (vier Stunden war die Annahme) entsteht jetzt potenziell Transportbedarf vom Ladepunkt zum eigentlichen Fahrtziel.

Während das Volltanken eines V-Autos also in eine Fahrt integriert werden kann, ist das Laden eines E-Autos ein kleines Projekt: Prüfen ob die vorgesehen Ladesäule frei ist, in 1/3 der Fälle ausweichen, ggf. Transport zum eigentlichen Ziel und zurück organisieren.

Warum fällt das heute nicht auf?

Im Moment kommen auf eine Ladesäule etwa drei Autos. Im Moment hat Deutschland etwa 44 Millionen Autos, wenn es also eine Million Ladesäulen gibt müssten sich statistisch 44 Autos eine Ladesäule teilen. Oder wenn wir davon ausgehen dass die Hälfte der Autos „irgendwie privat“ versorgt sind, immer noch 22 Autos pro Ladepunkt – ungefähr sieben Mal so viele wie heute.

Josef Dietl Szenario

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